Reader's Opinion

IGM Märchenstunde - 2024

Eines fernen Tages...

Eines fernen Tages in der fernen Zukunft, da waren Fritz und Trudi lange ein verliebtes Paar gewesen. Danach waren sie zwar leider nicht mehr zusammen, aber sie sind immer noch die Eltern zweier herziger Kinder, Hansi und Susi, und sie teilen sich alle Pflichten paritätisch auf. Natürlich haben beide auch dieselben Rechte.

 

Bräteln im Wald

"Du, Papi, ich finde das lässig, wie wir zusammen dieses wunderschöne Feuer zustande gebracht haben!" Susi, der kleine Dreikäsehoch, tänzelte voller Freude mit dem gespitzten Ast, an dem ein Cervelat aufgespiesst war, ums Feuer, das seit wenigen Sekunden voller Kraft loderte. Heute war wieder einer der Betreuungstage, an denen Fritz seine beiden Kinder, Hansi und Susi, bei sich hatte, und er hatte mit ihnen vereinbart, eine kleine Waldwanderung mit einem gemütlichen Picknick zu machen. Fritz genoss diese Zeiten jeweils sehr, und es war offensichtlich, dass es Hansi und Susi genau gleich ging. Fritz meinte: "Ja, Kinder, aber jetzt müssen wir uns noch ein bisschen gedulden, weil sonst die Cervelats schwarz werden, wenn das Feuer noch zu fest brennt. Und umgekehrt dürfen wir natürlich auch nicht allzu lange warten, ist ja auch klar, sonst ist's tote Hose mit den Cervelats, und wir müssen sie kalt essen." Alle grinsten zufrieden.

Hansi fragte während der Wartezeit: "Du, Papi, wann gehen wir eigentlich wieder zu Mami zurück?" Fritz antwortete: "Das wird morgen Mittag sein. Heute Nacht schlaft ihr ein weiteres Mal bei mir, und morgen nach dem Morgenessen geht's ab in die Schule mit euch lieben Mäusen, während ich dann wieder an die Arbeit gehe. Ab dem Mittagessen morgen, nach der Schule, werdet ihr wieder bei Mami sein. Sie ist heute an der Arbeit. Ihr wisst ja, sie arbeitet in der Praxis ihrer Ärztegemeinschaft und muss oder kann darum praktisch jeden Sonntag arbeiten." Die Kinder riefen im Chor: "Judihui, bei Mami ist es eben auch wunderschön!" Fritz lachte und meinte nur: "Ja, zum Glück, das ist wahr, und so soll es auch sein. Seid froh, denn es war nicht immer so wie bei uns in diesem Land! – So, das Feuer ist nun so weit. Also, hopp hopp, fangen wir an, die Cervelats zu braten!"

 

Gespräche mit Papi

Während sie alle zufrieden um den Rest des Feuers sassen und an ihren Cervelats und Brotstücke herumkauten und den Salat aus ihren Gamellen herausfischten, fragte Susi plötzlich: "Was hast du eigentlich vorhin gemeint, als du sagtest, es sei in diesem Land nicht immer so lässig gewesen, wie heute bei uns?" Fritz überlegte einen Moment und meinte dann langsam: "Das ist eine komplizierte und auch eine traurige Geschichte. Ich habe das selber noch von meinen eigenen Eltern mitgekriegt. Wollt ihr das wirklich wissen?" – Natürlich wollten die Kinder das!

Also fing Fritz folgendermassen an: "Wisst ihr, früher war das eben so, dass es in unserem Land aus kulturellen Gründen falsche, unterschwellige Annahmen sowie auch schädliche Traditionen gab, was Rollenbilder und so weiter betreffend dem Zusammenleben von Männern und Frauen gab. Dies wirkte sich in mehreren Lebensbereichen negativ aus, unter anderem dann, wenn Paarbeziehungen zu Ende gingen, insbesondere, wenn auch noch Kinder vorhanden waren." Die Kinder hörten aufmerksam zu. Hansi fragte: "Ja, war das denn nicht immer so, wie heute bei uns?"

Fritz winkte ab und meinte lachend: "Wenn ihr wüsstet! Das Land wurde damals von Politikern regiert, die gedanklich ständig die Begriffe Familie und Ehe miteinander verwechselten und somit auch gesetzlich entsprechende Murkse am Laufmeter produzierten. Die meisten waren Juristen, die ja bekanntlich auch heute noch nicht geschult sind, irgendwie konzeptionell oder methodisch vorzugehen, z.B. mit Requirements Engineering, Systems Engineering, Qualitätssicherung oder so ähnlich. Zudem herrschte damals doch tatsächlich in der gesamten Bevölkerung die haarsträubende Überzeugung vor, dass Erziehungsfähigkeit etwas mit dem Geschlecht zu tun hätte und dass Kinder im Zweifelsfall bei der Mutter immer gut aufgehoben seien! Es gab sogar sogenannte Fachleute, die sich fragten, ob Väter tatsächlich benötigt würden, und für was denn auch! Oder solche, die den Begriff des Loyalitätskonflikts erfanden, weil sie von der falschen Annahme ausgingen, dass Kinder sich für einen Elternteil entscheiden müssten! Loyalitätskonflikte entstanden natürlich nur in solchen Fällen, wo der Staat entfremdende Elternteile untätig gewähren liess, sodass die Kinder manipuliert wurden zu MEINEN, dass sie sich für einen von beiden Elternteilen entscheiden müssten, ist ja klar."

Beide Kinder lachten schallend und prusteten heraus: "Die müssen ja unglaublich inkompetent gewesen sein! Es ist doch klar, dass Mami und Papi uns gleich lieb haben und dass wir beide genau gleich brauchen. Das wissen doch sogar wir als kleine Kinder schon!" Fritz grinste und meinte augenzwinkernd: "Tja, wisst ihr, damals gab es eben diverse Gruppierungen von Leuten an den Hochschulen, in der Politik und der Wirtschaft, die ihre eigenen Süppchen kochten. Die waren halt alle nicht daran interessiert, dass überkommene und falsche unterschwellige Annahmen und Rollenbilder, die teilweise noch aus dem Alten Testament stammten, überdacht werden. Ich mag mich beispielsweise daran erinnern, dass man für die Scheidungen damals doch tatsächlich mit Anwälten vor Gericht gehen musste und dass diese Anwälte sowie übrigens auch die Gerichte nach Aufwand bezahlt wurden. Völlig klar, dass so bei maximalem Streit auch maximale Auftragsvolumina von denen erzielt wurden."

Hansi wendete daraufhin erstaunt ein: "Aber das ist ja völlig dämlich, wenn das etwas fürs Gericht wird. Wenn ein Paar sich trennt, ist das doch nicht kriminell, und Kläger und Beklagte gibt es in einem solchen Fall ja ganz offensichtlich auch nicht. Das muss ja völlig widersinnig gewesen sein, oder?" Fritz meinte daraufhin: "Ja, mein Kleiner, das hast du völlig richtig erkannt. Kommt noch hinzu, dass sie damals die Rechte der Väter, die mit zehntausenden Franken Anwaltskosten mit Gerichtsurteilen erkämpft wurden, dann nicht einmal durchsetzten. Wenn beispielsweise eine Mutter damals den gerichtlich festgelegten Kontakt zwischen dem Vater und den Kindern vereitelte, bekamen er und die Kinder keinerlei Hilfe von den Justizorganen, weil diese üblicherweise sagten, dass man da nichts machen könne. Sie sagten dann jeweils, dass es dem Kindeswohl nicht zuträglich sei, wenn die Kinder von einem Mann in Polizeiuniform der Mutter entrissen würden und dann zu weinen anfangen würden. Dabei war es damals schon dem Dümmsten klar, dass erstens für solche Einsätze geschulte Polizisten oder Polizistinnen in Zivil hätten eingesetzt werden können und dass zweitens die unzähligen betroffenen Kinder damals noch viel mehr weinen mussten, weil ihnen niemand half, Kontakt mit ihren Vätern herzustellen. Fürchterlich, diese damalige Täter-Unterstützung durch den Staat, wirklich. Fast schon zum Glück, kann man sagen, gab das dann später einen Skandal mit den Tausenden von entfremdeten, vaterlos aufgewachsenen Kindern, wie das noch vorher schon mal bei den sogenannten Verdingkindern der Fall gewesen war. Einige Bundesräte mussten gehen, und irgend so eine Behörde für Kindesschutz oder so ähnlich wurde aufgelöst. Die Verlogenheit der Staatsorgane wurde übrigens damals auch offensichtlich, wenn es nach missbräuchlichen und falschen Vorwürfen von Müttern wegen häuslicher Gewalt und Ähnlichem dazu kam, dass bewaffnete Polizisten die Väter vor den Augen der Kinder in die Untersuchungshaft abführten. In solchen Fällen spielte das Kindeswohl dann plötzlich keine Rolle mehr, wenn die Kinder das alles mitkriegten ......!"

Alle drei sassen vor dem langsam erlöschenden Feuer und schwiegen etwas bedrückt. Susi fragte nach einiger Zeit: "Aber Papi, das muss ja eine ganz schlimme Zeit gewesen sein, wo alle Kinder von getrennten Eltern so arm waren und so aufwachsen mussten, nicht wahr?" Da konnte Fritz zum Glück beschwichtigen: "Nein, nein, liebe Susi, so schlimm war es dann doch nicht. Weisst du, damals schon waren 90% der Eltern ja gute Menschen, und die Trennungen verliefen deshalb meistens für alle Beteiligten gut, auch ohne Hilfe von staatlichen Organen. Das Problem bestand nur bei den übrigen 10%, wo oft ein Elternteil mit psychischen Auffälligkeiten vorhanden war und wo staatliche Interventionen nötig gewesen wären. Diese funktionierten trotz der damals aufgewendeten Milliardenbeiträge nicht oder nicht in ausreichendem Masse."

Hansi kratzte sich am Kopf und meinte: "Also, ich weiss nicht, ich kann mir das gar nicht richtig vorstellen, wenn ich sehe, wie schön wir es heute mit dir und Mami haben, obwohl ihr nicht mehr zusammen seid. Sollen die vom Staat ruhig kommen, ich sage denen dann schon, dass ich Papi und Mami genau gleich lieb habe! Mensch, würde ich denen Saures geben!" Alle lachten herzhaft und wussten, dass der kleine Hansi recht hatte. Und so verbrachten alle zusammen im Wald den restlichen Nachmittag auf wunderschöne und fröhliche Weise.

 

Rückweg

Der Rückweg führte auf einem schmalen, steilen Pfad vom Grat mit der schön gelegenen Feuerstelle hinunter in flacheres Gelände. Nachdem sie den Pfad verlassen hatten und wieder auf einem bequemen, breiten Waldweg nebeneinander durch den weiten Wald liefen, fragte Susi plötzlich: "Du Papi, nachdem ich erst jetzt erkenne, dass es gar nicht so selbstverständlich ist, dass nach der Trennung der Eltern alles so problemlos geregelt ist, frage ich mich, wie das bei dir und Mami damals gegangen ist. Wie habt ihr eigentlich eure Scheidung damals konkret durchgeführt und geregelt?"

Fritz lachte kurz auf und erklärte: "Das war ganz einfach. Wir gingen zur Einwohnerkontrolle unserer Wohngemeinde, wo wir unseren Entscheid meldeten, dass im Einwohnerregister bei uns der Zivilstand von verheiratet auf geschieden mutiert werden muss. Wir mussten dann CHF 50 für irgend so einen amtlichen Fötzel bezahlen. Das reut mich heute noch."

Sofort wendete Hansi, der vorhin am Feuer genau aufgepasst hatte, ein: "Ja aber, du hast doch erzählt, dass früher die Anwälte und Gerichte alles mögliche Zeugs noch regeln mussten und so. Wie habt ihr das denn gemacht?" Fritz entgegnete zufrieden: "Das war eigentlich ganz einfach. Das Gesetz schreibt heute im Regelfall vor, dass beim Vorhandensein von Kindern beide Eltern die Kinderbetreuung zeitlich und finanziell zu gleichen Teilen übernehmen und dass während einer Ehe erarbeitetes Vermögen inklusive Pensionskasse zu gleichen Teilen bei der Scheidung aufgeteilt wird. Die früher nach einer Scheidung üblichen Unterhaltszahlungen wurden abgeschafft. Will man andere Regelungen, als sie das Gesetz vorschreibt, kann man dies in Form einer Elternvereinbarung machen. Der beste Moment dafür ist natürlich der Moment der Eheschliessung, weil man sich ja dann ganz offensichtlich noch gut verträgt. Eine im Moment der Eheschliessung geschlossene Elternvereinbarung nennt man übrigens Prenup. Das müsst ihr wissen, weil die meisten Leute das heutzutage so machen, wenn es nötig ist. Das ist die Abkürzung des englischen Begriffs prenuptial agreement, also voreheliche Vereinbarung. Natürlich kann man solche Vereinbarungen auch später machen, aber dann wird es logischerweise schwieriger. In solchen Fällen werden teilweise sogar auch heute noch Anwälte benötigt; echt mühsam, wenn man da von falscher Romantik ausgeht. Im Fall von Mami und mir war aber alles klar. Wir haben eine standardmässige Scheidung ohne Prenup oder so durchgeführt. Deshalb sind Mami und ich heute je zur Hälfte für euch zuständig. Unser während der Ehe erwirtschaftetes Vermögen haben wir auch gemäss Gesetz hälftig geteilt. Das haben wir natürlich selber gemacht, anhand unserer Steuerunterlagen. Wir sind ja nicht blöd." Hansi zweifelte natürlich: "Aber wenn sich eines von euch nicht an diese ganz einfachen Gesetze gehalten hätte?" Fritz entgegnete: "Das ist kein Problem der Gesetze, sondern des Vollzugs. Das wird heutzutage ganz einfach durch die Polizei durchgesetzt, mit mehreren Eskalationsstufen."

Die eher praktisch veranlagte Susi fragte dann: "Aber ist das nicht ein bisschen schwierig, wenn Mami und du die Betreuung von uns organisieren müssen?" Fritz erwiderte: "Nein, dafür gibt es eine Website, www. wechselmodell.ch, da kann man beide Dinge relativ einfach machen: Einerseits einen Betreuungsplan während der Schulzeit und andererseits einen Ferienplan für die Zeit während der Ferien. Das entstehende PDF sieht für Mami und mich dann ganz ähnlich aus wie ein Stundenplan von euch in der Schule."

Susi kratzte sich am Kopf und meinte dann skeptisch: "Aber Papi, so einfach ist das doch gar nicht. Was macht ihr denn, wenn ihr zu wenig Zeit für uns habt? Ihr müsst ja sicher so viel arbeiten, dass ihr genug Geld verdient." Fritz lachte und meinte: "Mädchen, da hast du mich voll erwischt. Das ist nämlich ein Riesenproblem! Jaja, wir haben das grösstenteils durch Teilzeitarbeit gelöst, aber das reichte doch nicht vollständig aus, weil Mami mehr verdient als ich. Deshalb werdet ihr bei mir ab und zu mal von Dritten betreut." Hansi blinzelte und fragte: "Ist das der Grund, weshalb wir alle drei Wochen einen Tag mal mit den andern lässigen Kindern bei der einen Familie sind und nochmals einen Tag bei der andern?" Fritz antwortete lächelnd: "Genau, du kluges Köpfchen. Die haben nämlich dasselbe Problem wie ich, und deshalb haben wir uns auf einer entsprechenden Internetplattform gefunden. Und das ist auch ganz genau der Grund, dass ihre Kinder jeweils in der dritten Woche mit euch zusammen bei mir sind!" Alle lachten und plapperten munter weiter.

 

Zubettgehen

Nach dem langen, schönen Tag brachte Fritz seine beiden Dreikäsehoche zu Bett. Aufgrund ihres zähen Widerstands durfte er auch heute wieder kein Gutenacht-Lied singen. Schliesslich seien sie keine "richtigen" Kinder mehr! Oder lag es doch an seinen Gesangskünsten?

Beim Gute-Nacht-Sagen klang es dann aber doch nochmals altklug aus Richtung von Susis Bettchen hervor: "Du Papi, wenn ich mir das alles nochmals überlege, was du uns heute erzählt hast, frage ich mich eines: Wie ist es möglich, dass diese Sachen heute so einfach, vernünftig, kostengünstig und kindergerecht gelöst sind und dass heute all diese Anwälte und all diese nutzlosen, sogenannten Fachleute praktisch komplett überflüssig wurden, sodass Milliarden von Steuerfranken jährlich gespart werden konnten? Wie ist das zustande gekommen?"

Fritz antwortete: "Ja, da mag ich mich noch erinnern. Das waren damals irgendwelche Typen von irgendeiner Organisation, die sich IGM Schweiz nannte. Die haben eine Volksinitiative mit diesen neuen Gesetzen gemacht, und nach ihrer Annahme wurden tatsächlich Tausende von ehemaligen Anwälten zuerst arbeitslos und danach Sozialhilfebezüger. So, liebes Fräulein, jetzt aber Schluss mit diesem Zeugs und Schäfchen zählen! Morgen wartet wieder ein Schultag auf dich, das ist viel wichtiger!"

 

Beim gleichgestellten Mami

Am nächsten Morgen war wieder Schule angesagt, und Hansi und Susi gingen danach zu ihrem Mami Trudi nach Hause, also in ihr zweites Zuhause. Trudi fragte: "Schön, seid ihr wieder da, meine Lieben! Na, alles ok in der Schule?" Die Kinder bejahten, und Trudi doppelte nach: "Und, war's lässig gestern mit Papi?" Mit leuchtenden Augen berichteten die Kinder vom schönen Brätel-Anlass des Vortags, und natürlich plapperten sie auch darüber, was Fritz ihnen alles über das Thema Trennung und Scheidung erzählt hatte. Trudi lachte auf – vielleicht auch ein wenig bitter – und meinte: "Ja, das ist schon ein grosser und schwerer Einschnitt im Leben. Aber wisst ihr, danach geht das Leben dann doch irgendwie wieder weiter, halt auf eine andere Weise vielleicht. Und natürlich bleiben Papi und ich auch nach so einer Sache weiterhin auf ewig eure Eltern, auch wenn wir uns heute nicht mehr so gern haben. Das ist ja klar! Tja, und Papi hatte schon recht, dass es gut ist, wie vernünftig diese Sache heutzutage geregelt ist, wenn ich das mit den früheren, unbeschreiblichen Zuständen vergleiche."

Hansi nickte verstehend und meinte: "Ja, Mami. Papi hat uns gestern erzählt, dass damals Änderungen eingeführt worden waren, dass beide Eltern gesetzlich ganz einfach gleich behandelt werden, sofern sie nicht einvernehmlich etwas anderes vereinbart haben und dass bei Nicht-Einhaltung ganz einfach die Polizei normal dieses Gesetz durchsetzt, wie alle andern auch. Er meinte, dass es bei euch beiden relativ einfach gewesen sei mit der Trennung. Er sagte auch, dass durch diese Gesetzesänderungen damals ganz, ganz viele Anwälte arbeitslos wurden. Wieso war denn das? Wie waren die Dinge denn vor diesen Gesetzesänderungen geregelt, dass es vorher so viele teure Anwälte brauchte?"

Trudi überlegte kurz und erklärte dann: "Ja, wisst ihr, vorher war ein anderes Gesetz in Kraft, in dem nichts Relevantes geregelt wurde, obwohl es x-fach so gross war wie das heutige. Dort stand nur auf verklausulierte Weise drin, dass im Endeffekt die Ehefrau finanziell etwas zugute hätte, ohne dass das aber explizit so geschrieben war. Das war so gemacht worden, damit unser Land nicht am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte aufgrund von Diskriminierung nach dem Geschlecht verurteilt werden konnte. Es stand auch nicht drin, wie man die Ansprüche der Frau ausrechnen musste, wie hoch sie sind, und wie lange sie diese bekommt. Und natürlich stand auch nicht drin, wie hoch das Existenzminimum denn tatsächlich ist. Zudem gab es damals einen Unschärfebereich, weil damals normalerweise die Kinder als Eigentum der Frauen betrachtet wurden und deshalb der finanzielle Bedarf der Kinder oft von den Anwälten als Bedarf der Frauen betrachtet wurde." Susi platzte heraus: "Was? Kinder als Eigentum der Frauen? Was ist das für ein Unsinn? Jedes kleine Kind weiss doch, dass alle Kinder beide Eltern brauchen! Was ist denn das für ein Seich?"

Trudi meinte nur: "Ja, wisst ihr, dies war leider damals für einige Leute eine neue Erkenntnis. Väter mussten früher sogar via ihre Anwälte vor Gericht beantragen, in welchem Umfang sie ihre Kinder sehen dürfen!" Die Kinder waren entsetzt. "Das ist ja wie im Horrorfilm! – Die sind ja wahnsinnig gewesen! – Wieso vor Gericht, wir sind doch nicht kriminell! – Das ist doch nicht kindsgerecht! – Schweinerei gegen die Väter!" So tönte es durch den Raum.

Nachdem sich die Empörung der Kinder etwas gelegt hatte, erklärte Trudi weiter: "Ihr seht also, dass die Anwälte nur gebraucht wurden, um zu streiten, weil die Gesetze praktisch nichts regelten. Und dass die Trennungen und Scheidungen im Streitverfahren, also gerichtlich, durchgeführt werden müssen, stand im Gesetz, statt dass das Gesetz gesagt hätte, was konkret zu tun sei. Denn nicht im Gesetz standen die Inhalte: Wie die Kinderbetreuung organisiert werden soll und wie die Finanzen ganz konkret geregelt werden müssen, z.B. was für Berechnungen anzuwenden sind. Dies wurde damals auf willkürliche Weise durch sogenannte Gerichtsusanzen bestimmt. Das waren zufällige Gerichtsurteile, aufgrund derer die in den Gesetzen fehlenden Regeln definiert wurden, und dies erst noch oft in verschiedenen Kantonen auf verschiedene Weise."

Hansi fragte nachdenklich und mit einem geschärften Blick und einer unglaublichen Affinität für wirtschaftliche Zusammenhänge: "Dann haben sich die Anwälte und so sicher mit irgendwelchen faulen Argumenten wie Kindeswohl, Frauenfeindlichkeit usw. gegen das neue Gesetz gewehrt und behauptet, dass es nicht anders gehe als mit ihnen, gäll?"

Trudi lachte auf und sagte: "Woher weisst du das, du Schlingel? Oh ja, ich mag mich gut erinnern, ich war damals noch jung. Genau so war es. Es gab damals eine Volksinitiative, die kam von irgend so einer Männerorganisation, ich weiss nicht mehr, wer. Sie sagten genau das, was ihr Kinder sagt, dass nämlich der ganze damalige Unsinn, den die Politiker, Behörden und Anwälte in Sachen Kindeswohl laberten, schädlich für die Familien sei, insbesondere auch ganz genau für die Kinder. Und auf den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit sagten die von dieser Organisation, dass Gleichbehandlung von Eltern keine Frauenfeindlichkeit sei und sogar keine solche sein könne. Ich empfand das damals auch so. Was hatte ich damals diese Legehennen-artige Befürsorgung der Frauen durch den Nanny-Staat satt! Unter anderem auch darum habe ich dann später auch selber eine Firma gegründet, nur schon, um es all denen mal zu zeigen, was wir können. Das ist ja heute meine Ärztegemeinschaft."

Nachdem Trudi etwas Dampf abgelassen hatte, fuhr sie fort: "Und ja, Hansi, die Anwälte sagten damals natürlich, dass es nicht anders gehe als mit ihnen und den bestehenden Gesetzen. Die von der Männerorganisation, die diese Volksinitiative gemacht gemacht hatten, brachten dann aber in den Diskussionen als ihr Argument ein anderes Gesetz, das damals schon bestand und wo etwas Ähnliches eben doch ging: Das Erbrecht. Dort waren nämlich damals schon alle Anteile usw. gesetzlich geregelt, und wenn man nicht die Standard-Bestimmungen des Gesetzes befolgen wollte, konnte man es auch in einem gewissen Rahmen anders machen, indem man bereits zu Lebzeiten ein Testament oder einen Erbvertrag aufsetzte. Das Analoge im heutigen Scheidungsrecht sind ja die Prenups, wo man heute schon vorgängig die Trennungsmodalitäten regeln kann, wenn man etwas will, das vom gesetzlichen Standard abweicht. Papi hat euch glaub ich davon erzählt. Weil das Volk damals das Erbrecht schon kannte und wusste, dass 90% aller Erbgänge ohne gerichtliche Eingriffe durchgeführt werden können, liess es sich von den Anwälten, Politikern, Behörden und all diesen Lobbys nicht übertölpeln und nahm die Volksinitiative dieser Männerorganisation mit einem überwältigenden Mehr an."

Die Kinder schwiegen eine Zeit lang beeindruckt. Susi fragte dann nachdenklich: "Was waren denn das für welche mit dieser Volksinitiative, Mami?" Trudi runzelte die Stirn und überlegte angestrengt. "Wie gesagt, war das irgend so eine Männerorganisation, die so ähnlich wie ein Computerhersteller hiess. Aber es war natürlich schon nicht die IBM. Ich finde, obwohl das eine Männerorganisation war, waren die eigentlich doch noch recht vernünftig, irgendwie, kann man sagen."

Trudi fuhr fort. "Die haben sich nach der Volksabstimmung und nach der Qualitätssicherung der Resultate daraus aufgelöst, weil sie all ihre Ziele erreicht hatten. Das restliche Vereinsvermögen vermachten sie dann glaub ich dem Fonds zur sozialen Wiedereingliederung verarmter Scheidungsanwälte, der auch heute noch viel benötigt wird. Echt wohltätig und grosszügig, finde ich."

Susi fragte ungläubig: "Was? Und heute gibt's in dem Fall überhaupt keine Scheidungsanwälte mehr?" Trudi entgegnete: "Momoll, natürlich, aber es sind nur noch ganz wenige; etwa vergleichbar mit der Anzahl der auf Erbsachen spezialisierten Anwälte. Sie werden nur noch bei den tatsächlich hochkonfliktuellen Fällen benötigt, wo es tatsächlich um viel Geld geht, analog den Erbsachen."

Hansi stocherte nach: "Du redest immer nur von Anwälten, Mami. Unsere alte Lehrerin, Frau Gerster, sagt uns in der Schule immer, dass man sagen muss Anwälte und Anwältinnen – oder noch besser AnwältInnen mit einem nicht hörbaren Binnen-I, damit die weiblichen Anwältinnen sich jeweils nicht ausgeschlossen fühlen. Ich finde allerdings, dass die männlichen Anwälte dieses Binnen-I nicht hören können und sich deshalb auch ausgeschlossen fühlen könnten, wenn man das so sagen würde. Reichlich schräg, diese Sache." Trudi lachte nur. "Wisst ihr, Frau Gerster ist eine uralte, altmodische Frau noch von gestern. Es gab damals eine Zeit, wo gewisse Leute das grammatikalische Geschlecht nicht vom biologischen unterscheiden konnten oder auch wollten, was heute natürlich völlig veraltet und kleinkrämerisch erscheint, um nicht zu sagen einfältig. Zum Glück wird sie bald pensioniert und ist bald weg. Wenn ich Anwälte sage, meine ich natürlich die Funktion. Und natürlich sind dann auch die weiblichen Anwälte mit gemeint. Wir sind ja nicht blöd; was interessiert uns denn heutzutage noch dieser belanglose Unsinn, wer was meint, nur weil er zu doof ist, um das zu kapieren."

Trudi machte nachdenklich eine kurze Pause und fuhr dann fort. "So, Kinder, da habt ihr mich mit diesem Erwachsenen-Thema aber auf dem linken Fuss erwischt und mich mit diesen alten Kamellen recht abgelenkt, ihr Schlingel! Was interessiert uns dieser alte Käse denn noch. Denn jetzt geht's los mit den wichtigen Dingen im Leben: Jetzt geht's ans Ufzgi-Machen!"

 

Thomas Jakaitis, Präsident IGM Schweiz

 

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